Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Wissensvermittlerin – nicht nur im ärztlichen Bereich.
Ich war ein Wildfang und doch liebte ich es als Kind den Erzählungen meiner Großmutter zu lauschen. Sie hat mir sehr viel beigebracht durch ihre Geschichten und auch sonst. Ich liebe es zu lernen! Fast egal was, jedenfalls beschränkt es sich nicht auf „Buchwissen“, sondern es geht auch um motorische Fähigkeiten und neue Sichtweisen. Und sobald ich etwas kann oder weiß, will ich es teilen. Damit andere es auch können, möglichst zu einem früheren Zeitpunkt im Leben, als ich es erfahren und gelernt habe.
- Herausforderungen wurden mir schon in die Wiege gelegt. Im Mai 1968 erblickte ich das Licht der Welt, Klinik-Licht der 70er Jahre halt. Im Herbst des Jahres wurde meine Mutter erstmals in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, warum auch immer – nicht wegen mir. Jedenfalls ist das für mich normal. Ich bin die dritte von vieren, meine älteste Schwester und mein neun Jahre jüngerer Bruder sind behindert, das ist für mich normal. Ich kenne es nicht anders. Deswegen weiß ich auch, dass Menschen Unterschiedliches unterschiedlich brauchen und lernen.
- Risikobereitschaft gepaart mit einem vertrauensvollen (Lern) Umfeld. Im Sommer 1972 noch vor Schuleintritt sprang ich vom 5 Meter Turm, noch bevor ich richtig gut schwimmen konnte. Warum das ging? Weil mein Vater da war und mich gerettet hätte, wenn ich untergegangen wäre. Es braucht Vertrauen um Neues zu lernen. Gesprungen bin ich klarerrweise selbst und ich brauchte Zeit für die Selbstmotivation und Training vorab (s.Bild). Neues lernt man, wenn man aus der Komfortzone rausgeht – oder rausschwimmt.
- Spaß an der Sache und wie das radikal geändert werden kann. Was hab ich gern und lauthals gesungen als Kind! Bis zu dem Tag in der ersten Volksschule, als ich vor der ganzen Klasse aufstehen musste um laut vorzusingen – das war nicht meins. Auch aus schlechten Erfahrungen kann man Gutes lernen und wenn es nur ist, wie man es nicht macht, bzw. niemals machen möchte – man muss sich halt dran erinnern.
- Als Pfadfinderin meinen Weg finden. 1974 gab es endlich auch Padfinderinnen in Amstetten. Pfadfinder gab es ja schon ewig. Ich kann mich noch so gut erinnern, wie ich bei allen Liedern die weibliche Form lauthals -mehr geschrien als – gesungen (s.os.) habe. Erprobungen und Prüfungen, gemeinsam lernen und Lösungen finden, v.a. im praktischen Bereich war meist lustig. Bei den Guides war ich Kornett, meine erste offizielle Führungsrolle also. Und führen bedeutet auch lehren und lernen. Helfen war großgeschrieben, auch in meiner Familie: unterstützen, zeigen, machen. Die beste Hilfe ist die zur Selbsthilfe.
- In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Wissen ist ja nicht auf geistiges Wissen beschränkt, es geht auch um körperliches Wissen: Bewegungsabläufe, Raumorientierung, … Ich war Turnerin, leidenschaftliche Baumkletterin und habe von hohen Glasbausteinpalletten springen geübt (ca. 3 bis 4 m hoch) . Letzteres war vielleicht nicht ganz so klug.
- Schule muss auch sein. Echt? Das Lernen für die Schule hab ich ab einem gewissen Zeitpunkt eher vermieden. Woran das lag? Nicht, weil ich nicht interessiert gewesen wäre. Ich hab immer die Bücher der Nebenklasse gelesen. Irgendwie war das „Müssen“ für mich nicht so motivierend, wie es gedacht war.
- Ich geh studieren. Das ist fix. Ich wusste immer, dass ich studieren werde. Für Medizin, dachte ich, sei ich zu blöd, weil da muss man js so viele dicke Bücher lernen. Also begann ich mit Psychologie. Ein breites Fach, in dem es auch um Lerntheorien geht, die mich sehr fasziniert haben. Und auch die Physiologie des Lernens. Im ersten Jahr hatte ich dann das gesamte Wahlfach für den ersten Studienabschnitt fertig. Ich hatte nur Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät und hier an der Psychiatrie belegt. Das war ein Zeichen: ich begann Medizin zu studieren und es gingt gut.
- Medizin studieren mit Kindern. Noch während des Studiums bekam ich meine ersten beiden Kinder. Es ist faszinierend, wie ausdauernd und freudig Kinder lernen. Die Prioritäten verschieben sich mit Kindern. Es wird geordneter und zielstrebiger, bei mir zumindest. Auch dank meiner unterschiedlichen Lerngruppen hab ich mein Studium flott abgeschlossen. Und bin damit ein gutes Rollenvorbild für meine Kinder geworden. Zwei haben während ihres Studiums auch schon Kinder bekommen. Ich liebe meine Enkelkinder!
- Turnus = Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin. Logischerweise auch mit Kindern, allerdings schon vier. Hier war meine Strategie möglichst viel gleich zu fragen und umzusetzen, denn zu Hause hinsetzen und dann erst alles in Ruhe nachschlagen war schwierig. Die Ausbildungsqualität hatte hier echt Luft nach oben – viele nicht ärztliche Tätigkeiten waren zu erledigen und so kam das eigentlich Ärztliche zu kurz. Ärztliche Tätigkeit ist eben auch viel zuhören, beobachten, dann denken, integrieren. Das merkt man oft nicht so, weil es schnell geht.
- Wenn etwas nicht gut funktioniert, sollte man das ändern (oder für immer schweigen, jedenfalls nicht lamentieren). Also blieb ich als fertige Ärztin im Spital und wurde „Aus- und Fortbildungsbeauftragte Ärztin für ÄrztInnen“ mit dem erklärten Ziel die Ausbildungsqualität zu verbessern. Das ist auch gelungen, natürlich nicht mir alleine, sondern im Team mit vielen Menschen. Gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten ist ja viel einfacher und macht mehr Spaß.
- Stillstand ist Rückschritt, das gilt nicht nur für alle Arten von Ausbildung, das gilt auch für den Körper und das Hirn. Deswegen ist es gut beides herauszufordern und zu trainieren. Also bin ich irgendwann wieder in Bewegung gekommen und habe Yoga gemacht. In der Pandemie dann sogar über Zoom „unterrichtet“, d.h. mit Freundinnen gemeinsam Bewegung gemacht. Und ich bin echt kein Technik-Fread, aber immer offen für Neues und verknüpfen: Zum Beispiel den Sonnengruß erklären nach Peyton.
- Think Big – So hieß ein Programm, das ich bei Maria Husch gemacht habe. Ich war ja grade dabei mir zu überlegen einen Master in Medical Education zu machen, was ich nun auch tue, aber online gehen? Da wäre ich ja sichtbar – na, will ich nicht…. Ich hab dann auch zwei Online-Kurse abgehalten. Das „how to“ hab ich gelernt in SOMBA von Sigrun und wirklich viel gelernt. Ich finde es so schön mich mit jungen Kollteg*innen auszutauschen. Ich persönlich mag v.a. Selbstlernprogramme, wo ich in meiner Zeit die Sachen mache. Allerdings mag ich auch Challenges!
- Silence – Eine Freundin sagte mal zu mir: „Du macht so viel in einem Jahr, wie andere in zwei Leben nicht.“ Das hatte ich so nicht gesehen, aber tendentiell ist das so, dass ich viel gleichzeitig mache, bzw. viele Ziele habe. Eines ist jetzt auch mal NICHTS zu tun. Das ist gefühlt meine größte Herausforderung. Meditation und Kontemplation sind ziemlich neu in meinem Leben und schon sehr hilfreich, weil transformativ.
Heute bin ich ruhiger und ausgeglichener als noch vor einigen Jahren.
Beruflich bin ich im Wiener Gesundheitsverbund Referentin für Ärzteausbildung und für Strategie zuständig. Ziel ist Ärzt*innen gut und strukturiert auszubilden im größten österreichischen Klinikverbund. Wir haben z.B. ein – wie ich finde wunderbares – Logbuch zur Qualitätssicherung entwickelt.
In meiner Freizeit – neben Kindern, Enkelkindern, Garten – studiere ich derzeit Medical Education im Masterlehrgang MME-Heidelberg und entwickle Kurse für (Jung)Ärzt*innen, in denen es vor allem of „soft skills“ geht, also Kommunikation, Beziehungsaufbau, Wertebewusstsein und Ähnliches. Im Grunde also Herausbildung der eigenen Rolle als Ärzt*in und Persönlichkeitsentwicklung.
Meine Ziele in nächster Zeit sind: das Verfassen meiner Masterthese, die auf meiner bereits abgeschlossenen Projektarbeit beruht; meine ersten Selbstlern-Onlinekurs tatsächlich online stellen; meinen zweiten Kurs verfügbar machen; regelmäßig Artikel schreiben; meine Projektarbeit verbloggen; entspannen, meditieren und kontemplieren zu bestimmten Themen.
Alle Ziele haben mit lernen und lehren zu tun, also Wissen erlangen und weitergeben.