Key-Feature-Problem

Warum eigentlich Problem – Schritt für Schritt zum Problem? Eine unproblematische Schritt für Schritt-Anleitung

Wie bereits an anderer Stelle beschrieben halte ich die Bezeichnung Key-Feature-Problem nicht für besonders geglückt. Dennoch gibt es hier eine Schritt für Schritt Anleitung zum Problem machen. Oder besser zur Entwicklung eines Key-Feature-Problems oder besser einer Key-Feature-Aufgabe.

[Entnommen aus GMS Z Med Ausbild 2006;23(3):Doc50

© 2006 Kopp et al.
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 http://www.egms.de/en/journals/zma/2006-23/zma000269.shtml

  1. Definition des Kontextes
  2. Wahl der klinischen Situation
  3. Identifikation der Key Features des klinischen Problems
  4. Schreiben des klinischen Szenarios (Fallvignette)
  5. Schreiben der einzelnen KF-Fragen
  6. Auswahl des Antwortformates
  7. Bewertungsverfahren
  8. Inhaltsvalidierung

Definition des Kontextes

Im ersten Schritt definieren Sie den Kontext. Dafür beantworten Sie folgende Fragen:

  • Was ist der Kontext der klinischen Probleme, die in der Prüfung abgefragt werden?
  • Welche Domäne soll in der Prüfung abgefragt werden?
  • Eine Domäne besteht aus den klinischen Probleme und den begleitenden Differentialdiagnosen. Aus dieser werden die KFs gewählt.
  • Davor steht noch die Frage: Was soll eigentlich geprüft werden?

Das ist wichtig für die Inhaltsvalidität einer (KF-) Prüfung. Die geprüften Inhalte sollten mit den Lernzielen übereinstimmen. Sofern ein Lernzielkatalog vorliegt, sollten die Prüfungsinhalte damit abgestimmt werden. Falls nicht, dann einen erstellen!

Wahl der klinischen Situation

Im zweiten Schritt wählen Sie eine geeignete klinische Situation, also die Rahmenbedingungen des Problems. Geeignet für das Lernziel und den Expertisegrad der Studierenden.

Wie schildert der Patient / die Patientin dem Arzt / der Ärztin die eigenen Beschwerden?

Die Aufgaben des KF-Autors besteht nun darin ein geeignetes „Problem“ für die Studierenden zu entwickeln. Bordage et al. [Bordage G, Brailovsky C, Carretier H, Page G. Content validation of key features on an national examination of clinical decision-making skills. Acad Med. 1995;70(4):276-281. ] definierten fünf Situationen:

  • ein undifferenziertes Problem oder eine undifferenzierte Krankheit
  • ein einzelnes typisches oder atypisches Problem
  • ein multiples Problem oder ein Problem mit Multisystem-Beteiligung
  • eine lebensbedrohliche Situation
  • eine Vorsorgeuntersuchung und Gesundheitsförderun

Wählen Sie daraus  eine oder mehrere Situationen für Ihr gewähltes „Problem“ aus.

WICHTIG: Die ausgewählten Situationen beeinflussen die Definition der Kfs im weiteren Verlauf. Je nach Expertisegrad der Studierenden wählt man eine Situation. Für „Intermediates“ bitte nur typische bzw. klassische Fälle verwenden.

Identifikation der KF des klinischen Problems

Der klinische Kontext, also die Rahmenbedingungen sind nun bekannt, ebenso die Lernziele.

Im dritten Schritt geht es darum, die kritischen Schritte bei der Lösung des Problems „herauszukitzeln“ und zu definieren. Pro Fall entscheiden Sie sich für zwei bis drei KF.

Zu Beginn Ihrer „KF-Autorenschaft“ könnten Sie an VIELE Fälle EINES Problems denken und sich die KF, die diese Fälle gemeinsam haben, auflisten. Damit Sie später aus dem Vollen schöpfen können.

WICHTIG: Die KF zu defnieren ist der schwierigste Teil der Übung und die größte Herausforderung für die Autor*innen. Hilfreich hier ist ein kleines Review unter Kolleg*innen. Dabei treten die KF in der Diskussion oft klarer hervor.

FALLSTRICK: Wenn Sie das Problem zu generell fassen, ist es schwierig KF zu defnieren. Z.B. „Alkoholabusus“. Ist das Problem zu spezifisch kann es zu unnötigen Einschränkungen für die Definition von KF kommen.

Schreiben des klinischen Szenarios (Fallvignette)

Sie haben kie KF definiert. Jetzt wählen Sie im 4.Schritt einen passenden klinischen Fall aus und beschreiben das Fallszenario.

Die Länge der Fallvignette ist abhängig von den gewählten KF. Wenn die KF auf die Diagnose fokussieren, kann die Fallbignette oft segr jzrt gehalten werden. Beziehen sich die KF auf das Labor oder die Therapie, kann die Fallvignette länger ausfallen und zusätzlich klinische Daten aus Anamnese undkörperlicher Untersuchung beinhalten.

Enthaltene Mindestinformationen sind:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Allgemeinzustand
  • Gründe für die Vorstellung
  • Setting des Zusammentreffens von Arzt und Patient

Im Anschluss daran stehen die klinischen Informationen, die nötig sind, um die erste Frage beantworten zu können.

Schreiben der einzelnen KF-Fragen

Im 5. Schritt schreiben Sie die Fragen.

Ein Fragenstamm besteht aus einer direkten Frage. Weitere Fragen können zusätzliche Informationen über den Fall enthalten. Z.B. „Der Patient liegt sei zwei Tagen im Krankenhaus …“

Nach der Frage kann eine kurze Instruktion zur Beantwortung gegeben werden, etwa „Wählen Sie genau fünf Antworten aus“

Meist entsteht aus einem KF eine Prüfungsfrage. In Ausnahmefällen kann eine Frage mehrere KF abprüfen.

In der Regel reicht eine Fallvignette aus, um alle KF abzuprüfen. Bei Gefahr von cueing müssen Sie eine neue Fallvignette schreiben um ein KF gesondert abzuprüfen.

Auswahl des Antwortformates

Schritt 6 – Sie wählen das Antwortformat. Es gibt

  • Write In (WI)-  Format
  • Short Menu (SM) – Format
  • Long Menu (LM) – Format
  • Write In (WI)-  Format: Platz für freie Texteinträge. Wird bei Fragen nach DD und bei Fragen zu Therapie und weiterem Management empfohlen.
  • Short Menu (SM) – Format: Antworten aus vorgegebenen Alternativen auswählen. Die Anzahl der Alternativen (auch Distraktoren genannt) ist abhängig von der Frage und liegt meist zwischen 15 bis 20. Manchmal reichen zwei aus, manchmal braucht es 45 Alternativen. Es ähnelt dem k aus n Format bei MC-Fragen. SM wird eingesetzt bei Fragen zum Einholen weiterer Daten.
  • Long Menu (LM) – Format wurde als Alternative zum WI entwickelt. LM sind lange, alphabetisch geordnete Listen, die alle Antwortmöglichkeiten enthalten. Die Liste sollte aus mindestens 500 Antwortmöglichkeiten bestehen um einen Cueing-Effekt minimal zu halten. Der Vorteil zu WI? Möglicherweise eine bessere Auswertbarkeit der Prüfung durch Computer?

Ich bin schon gespannt auf den Patienten bei dem ich an einem Ohr ziehen kann und mir dann eine Liste von Auswahlmöglichkeiten entgegenspringt.

Bewertungsverfahren

Schritt 7 – Was bringt wieviel Punkte? Das legen Sie fest.

Ein Bewertungsschlüssel besteht aus einer Liste der richtigen Antworten und regelt die Punktevergabe. Es ist genau festgelegt, welche Antworten die volle Punktezahl bringen und welche Antworten Teilpunkte bringen.

Die Antworten der einzelnen KF eines KF-Problems sollte sich zu eins summieren. (GIBT ES HIER EINE BEGRIFFSVERWIRRUNG?? mit dem KF-Problem???)

Inhaltsvalidierung

Starten Sie einen Pilotversuch! Auch wenn es nur 10 Studierende sind. Es hilft bei:

  • der Korrektur der Fragen – durch die Verteilung der Antworten auf Fragen im SM-Format
  • dem Finden von Synonymen – wichtig für die Bewertung
  • dem Festlegen der Bestehensgrenze – die Mittelwerte zu den einzelnen Fragen dienen als empirische Basis des Standardsetzungsprozesses.

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