Was ist „der Turnus“?

„Im Turnus“ sind Ärzt*innen in Ausbildung in Österreich, wenn sie das Studium abgeschlossen haben, aber noch nicht „zur eigenständigen Berufsausübung berechtigt“ sind. Meist meint man mit „Turnusärzt:innen“ die Ärzt:innen, die in Ausbildung zur Allgemeinmedizin sind, weil sie alle drei Monate – also turnusmäßig – die Abteilung und das Ausbildungsfach wechseln.

Wo gibt es den Turnus?

In Österreich ist Ärzteausbildung das, was in Deutschland und der Schweiz Weiterbildung genannt wird. Also die wie-auch-immer-Bildung nach Abschluss des Studiums um ein bestimmtes Sonderfach oder die Allgemeinmedizin zu erlernen. Ich nenne es hier ab jetzt postgraduate medical education (pg meded), ein neues Wort für alle deutschsprachigen Länder.

Rein gesetzlich – nach der Ärzteausbildungsordung (ÄAO) – sind alle Ärzt:innen in post-graduate-education „Turnusärzte in …….- ausbildung“, das kann jetzt sein:

Welche Arten von Turnusärzt:innen gibt es?

  • „Turnusarzt in Basisausbildung“: dauert 9 Monate und muss jede:r zu Beginn der postgraduate medical education machen. Hier wird auch die Abteilung gewechselt, z.B. 3 Abteilungen für je 3 Monate – ein „Mini-Turnus“ sozusagen. Sie ist integraler Bestandteil der folgenden Ausbildung
  • „Turnusärzt:in in Allgemeinmedzinischer Ausbildung“: an die Basisausbildung schließen 27 Monate im Spital an – diese zweite Stufe wird im Gesetz auch „Spitalsturnus Allgemeinmedizin“ genannt. Danach sammeln die Kolleg*innen nochmal 6 Monate Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in einer Lehrpraxis im niedergelassenen Bereich, die dritte Stufe.
  • „Turnusärztin in Sonderfachausbildung (z.B.) Sonderfachausbildungen dauern inklusive Basisausbildung 6 Jahre. Es gibt an die 50 Sonderfächer – von Anatomie bis Urologie ist für jede:n was dabei. Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man Turnusärzt*innen in Sonderfachausbildung meist „Assistent*innen“ oder „Assistenzärzt*innen“. Sie bleiben im Anschluss an die Basisausbildung meist die gesamte Ausbildungszeit an einer Abteilung. Der zweite Schritt ist hier die Sonderfach-Grundausbildung, der dritte Schritt ist die Sonderfach-Schwerpunktausbildung, in der verschiedene Module gewählt werden können.

Die drei Mermale einer Turnusärzt:in

Hier meine ich natürlich nicht die persönlichen Merkmale. Turnusärzt:innen sind so verschieden wie Menschen verschieden sind. Sind sie ja auch Menschen, Persönlichkeiten, die sich im Verlauf der Ausbildungszeit auch persönlich weiterentwickeln. Hier geht es um die legistischen Voraussetzungen, die diesen „Titel“ Turnusärzt:in begründen:

  • abgeschlossenes Medizinstudium mit Promotionsbescheid (oder äquivalente offizielle Bescheinigung der Universität)
  • in der Ärzteliste der ÖÄK (Österreichische Ärztekammer) eingetragen
  • aufrechtes Arbteitsverhältnis bei einer zur Ärzteausbildung berechtigten Stelle

Von Gesetzes wegen ist „Turnusarzt“ jede Ärzt:in in Ausbildung, also postgraduate medical education in Österreich.

Landläufig ist es die Zeit der Allgemeinmedizinischen Ausbildung.

Gesetzliche Grundlagen der Ärzteausbildung

Die rechtlichen Grundlagen finden sich im Ärztegesetz 1998, in der Ärzteausbildungsordnung 2015 und in der KEF-RZ-Verordnung 2015 der Österreichichen Ärztekammer. In dieser sind alle Lernziele für die einzelnen Sonderfächer festgelegt. Die einzelnen Lehrinhalte sind auf einem bestimmten Kompetenzniveau zu erreichen: Kenntnisse – Erfahrungen – Fertigkeiten (KEF) und im Rasterzeugnis (RZ) abgebildet. In der Spezialisierungsverordnung 2017 wurden die Rasterzeugnisse für die Spezialisierungen normiert. Spezialisierungen kann man nach Erreichen des Fachartzdekrets (Abschluss des Sonderfaches), bzw. des Ius Practicandi (Abschluss der allgemeinmedizinischen Ausbildungen) erwerben.

Mein Fazit

Es ist immer gut, die eigenen Berufsgesetze zu kennen und auch die korrekten Begrifflichkeiten. Damit lassen sich Missverständnisse vermeiden, weil man landläufige Meinungen und Aussagen in den richtigen Kontext stellen kann.

Ich empfehle jeder Turnusärzt:in sich zu Beginn der Ausbildung mit den Zielen der jeweiligen Stufe vertraut zu machen. Mit einem konkreten Ziel vor Augen geht es besser voran.


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