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meö -  medical education österreich

Wie Rotationen Sie zu einem reflektierten Arzt machen: Was die Forschung über selbstgesteuertes Lernen verrät

22. August 2025

Sie kennen das bestimmt auch: Am Ende einer Rotation fühlen Sie sich sicher in Ihren Fähigkeiten – nur um dann in der nächsten Abteilung zu merken, dass Sie doch noch viel zu lernen haben. Diese Erfahrung ist frustrierend, aber wie eine neue österreichische Studie zeigt, ist sie Gold wert für Ihre Entwicklung als Ärztin oder Arzt.

Das finden Sie in diesem Blogartikel:
1. Der Segelwind der Selbsteinschätzung
2. Das Auf und Ab der Kompetenzwahrnehmung
3. Drei Erkenntnisse, die Ihr Lernen verändern
3.1. 1. Rotationen schärfen den Blick für die Realität
3.2. 2. Supervision wirkt wie ein Kompass
3.3. 3. Bereitschaft zur Selbstreflexion bleibt bestehen
4. Wie das Logbuch zum Lernkompass wird
5. Praktische Konsequenzen für Ihren Alltag
6. Die größere Perspektive: Lebenslandes Lernen
7. Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit
8. Ausblick: Was das für die Zukunft bedeutet
9. Ihr nächster Schritt
10. Die Quintessenz: Rotationen als Lernturbo
11. 3 Antworten zu „Wie Rotationen Sie zu einem reflektierten Arzt machen: Was die Forschung über selbstgesteuertes Lernen verrät“

Der Segelwind der Selbsteinschätzung

Stellen Sie sich vor, Sie segeln auf der Adria. Bei ruhigem Wetter fühlen Sie sich sicher am Ruder. Doch sobald der Wind auffrischt und Sie in unbekannte Gewässer kommen, merken Sie plötzlich: Ihre Segelerfahrung reicht noch nicht aus. Genau so verhält es sich mit Ihren medizinischen Kompetenzen während der Basisausbildung.

Meine Längsschnittstudie des Wiener Gesundheitsverbunds hat 147 Turnusärzt:innen über neun Monate begleitet und dabei eine faszinierende Entdeckung gemacht: Die Rotation zwischen verschiedenen Abteilungen ist wie ein Realitäts-Check für Ihre Selbsteinschätzung – und das ist gut so.

Das Auf und Ab der Kompetenzwahrnehmung

Die Forschenden um mich, Gudrun Khünl-Brady-Ertl, fanden heraus, dass die Selbsteinschätzung der Turnusärzt:innen nicht gradlinig ansteigt, sondern einen wellenförmigen Verlauf nimmt. Nach jedem Abteilungswechsel korrigierten die jungen Kolleg:innen ihre Einschätzung nach unten – ein Phänomen, das auf den ersten Blick entmutigend wirken könnte.

Doch hier liegt der Schlüssel zum authentischen Lernen: Diese „Rückschritte“ sind keine Schwäche, sondern Zeichen eines funktionierenden selbstgesteuerten Lernprozesses. Wie beim Kochen, wo Sie erst beim Zubereiten verschiedener Gerichte merken, welche Grundtechniken Ihnen noch fehlen.

Drei Erkenntnisse, die Ihr Lernen verändern

1. Rotationen schärfen den Blick für die Realität

Die Studie zeigt: Rotationen unterstützen eine realistische Selbsteinschätzung, weil Kompetenzen in neuen Kontexten erprobt werden müssen. In der Kardiologie mögen Sie sich sicher im Umgang mit EKGs fühlen, aber in der Notaufnahme unter Zeitdruck merken Sie möglicherweise: Da ist noch Luft nach oben.

Diese Erkenntnis ist befreiend: Sie müssen sich nicht schlecht fühlen, wenn Sie nach einem Abteilungswechsel unsicherer sind. Das ist normal und zeigt, dass Sie wachsam und lernbereit bleiben.

2. Supervision wirkt wie ein Kompass

Interessant ist, dass die supervidierenden Fachärzt:innen die Entwicklung ähnlich einschätzten wie die Turnusärzt:innen selbst – nur mit weniger Schwankungen. Sie fungieren wie ein Kompass, der Ihnen bei rauer See die Richtung weist. Ihre Einschätzungen lagen durchgehend nah an Ihrer Selbstwahrnehmung und boten das wichtige Feedback für eine realistische Kompetenzbeurteilung.

3. Bereitschaft zur Selbstreflexion bleibt bestehen

Besonders ermutigend: Etwa 25% der Turnusärzt:innen erkannten am Ende der neunmonatigen Basisausbildung noch Lernbedarf in mindestens 10% der Ausbildungsinhalte. Das mag auf den ersten Blick negativ klingen, zeigt aber etwas Wundervolles: Die Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion bleibt auch nach intensiver Ausbildung bestehen.

Wie das Logbuch zum Lernkompass wird

Das in der Studie verwendete Logbuch ist mehr als nur ein Dokumentationsinstrument – es ist wie ein Rezeptbuch für Ihre berufliche Entwicklung. Mit strukturierten Selbsteinschätzungsskalen und Reflexionsaufgaben unterstützt es Sie dabei, Ihren Lernprozess bewusst zu steuern und Kompetenzlücken zu identifizieren.

Die Forschenden fanden heraus, dass besonders bei Fertigkeiten (im Gegensatz zu Kenntnissen und Erfahrungen) der größte Lernbedarf gesehen wurde. Das ist logisch: Während Sie Wissen relativ schnell aufnehmen können, brauchen praktische Fertigkeiten wie das Legen einer Magensonde oder das Führung schwieriger Gespräche Zeit und Übung.

Praktische Konsequenzen für Ihren Alltag

Diese Erkenntnisse haben konkrete Auswirkungen auf Ihren Ausbildungsalltag:

Erwarten Sie den „Realitäts-Schock“: Wenn Sie nach einem Abteilungswechsel plötzlich unsicherer sind, ist das kein Rückschritt, sondern Zeichen eines funktionierenden Lernprozesses. Wie ein Gärtner, der beim Umtopfen einer Pflanze erst einmal Wurzelschäden sieht, bevor diese in der neuen Erde kräftig wächst.

Nutzen Sie Ihr Logbuch aktiv: Dokumentieren Sie nicht nur pflichtbewusst, sondern reflektieren Sie bewusst. Welche Kompetenzen konnten Sie in der neuen Abteilung erproben? Wo haben sich Ihre Einschätzungen verändert?

Bleiben Sie selbstkritisch – ohne selbstzerstörerisch zu werden: Die Studie zeigt, dass selbstkritische Reflektion ein Zeichen von Professionalität ist. Gleichzeitig sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. Wie beim Backen: Ein kritischer Blick auf den ersten misslungenen Kuchen hilft beim nächsten – aber Sie sollten deshalb nicht das Backen aufgeben.

Die größere Perspektive: Lebenslandes Lernen

Diese Forschungsergebnisse haben eine tiefere Bedeutung für Ihren gesamten ärztlichen Werdegang. Die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung ist das Fundament für lebenslandes Lernen – eine Kernkompetenz, die Sie weit über die Basisausbildung hinaus brauchen werden.

In einer Zeit, in der sich medizinisches Wissen rasant entwickelt und Sie als Ärztin oder Arzt kontinuierlich am Ball bleiben müssen, ist diese Meta-Kompetenz unbezahlbar. Sie lernen nicht nur medizinische Inhalte, sondern vor allem: Wie Sie lernen und wie Sie Ihren eigenen Lernbedarf erkennen.

Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit

Die Ergebnisse dieser Studie sind eine Einladung zu mehr Gelassenheit mit sich selbst. Sie zeigen: Unsicherheit nach Abteilungswechseln ist nicht nur normal, sondern notwendig für Ihre Entwicklung.

Denken Sie daran wie an das Segeln: Nur wer verschiedene Gewässer und Wetterbedingungen erlebt, wird ein wirklich erfahrener Segler. Nur wer verschiedene klinische Kontexte durchläuft und dabei auch mal ins Straucheln kommt und sich wieder aufrappelt, wird ein reflektierter und kompetenter Arzt.

Ausblick: Was das für die Zukunft bedeutet

Diese Studie ist mehr als eine akademische Übung – sie liefert wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der ärztlichen Ausbildung. Die strukturierte Selbstreflexion sollte nicht mit der Basisausbildung enden, sondern Sie durch Ihre gesamte berufliche Laufbahn begleiten.

Stellen Sie sich vor, auch in der Facharztausbildung würden Sie regelmäßig innehalten und reflektieren: Wo stehe ich? Was kann ich gut? Woran muss ich arbeiten? Diese Gewohnheit der Selbstreflexion, die Sie in der Basisausbildung entwickeln, wird Ihnen helfen, auch in 20 Jahren noch ein lernender und wachsender Arzt zu sein.

Ihr nächster Schritt

Wenn Sie gerade in der Basisausbildung sind oder junge Kolleg:innen betreuen, nehmen Sie diese Erkenntnisse mit:

  • Feiern Sie die „Rückschritte“ nach Rotationen als Zeichen Ihres Lernfortschritts
  • Nutzen Sie Ihr Logbuch als Reflexionsinstrument, nicht nur als Pflichtübung
  • Bleiben Sie neugierig auf Feedback und sehen Sie supervidierende Ärzt:innen als Lernpartner
  • Kultivieren Sie Ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion – sie wird Ihnen ein Leben lang dienen

Die österreichische Studie zeigt eindrucksvoll: Authentisch Ärztin oder Arzt zu sein bedeutet, ein lernender Mensch zu bleiben. Und das fängt schon in der Basisausbildung an – mit dem Mut zur ehrlichen Selbsteinschätzung und der Bereitschaft, auch nach vermeintlichen Rückschlägen weiterzulernen.

So werden Sie nicht nur fachlich kompetent, sondern entwickeln die menschliche Reife, die gute Ärzt:innen ausmacht: die Demut zu wissen, dass das Lernen nie aufhört, und die Weisheit, diese Tatsache als Geschenk zu begreifen.

Sie kennen das bestimmt auch: Am Ende einer Rotation fühlen Sie sich sicher in Ihren Fähigkeiten – nur um dann in der nächsten Abteilung zu merken, dass Sie doch noch viel zu lernen haben. Diese Erfahrung ist frustrierend, aber wie eine neue österreichische Studie zeigt, ist sie Gold wert für Ihre Entwicklung als Ärztin oder Arzt.

Die Quintessenz: Rotationen als Lernturbo

Eine österreichische Studie mit 147 Turnusärzt:innen zeigt: Nach jedem Abteilungswechsel korrigieren Sie Ihre Selbsteinschätzung nach unten – das ist kein Rückschritt, sondern Gold wert! Rotationen funktionieren wie ein Realitäts-Check und schärfen Ihre Fähigkeit zur authentischen Selbstreflexion.

Wie beim Segeln in verschiedenen Gewässern merken Sie erst in neuen klinischen Kontexten, wo noch Lernbedarf besteht. 25% erkannten auch nach 9 Monaten noch Wissenslücken – ein Zeichen professioneller Selbstreflexion, nicht von Schwäche.

Fazit: Unsicherheit nach Rotationen ist normal und notwendig für Ihre Entwicklung. Nutzen Sie Ihr Logbuch aktiv zur Reflexion und bleiben Sie ein lernender Arzt – ein Leben lang.


Quelle: Khünl-Brady-Ertl G, Oeser R, Seemann-Hlawati B, Varga K, Wagner-Menghin M. Selbstgesteuertes Lernen in der postgradualen Ärztinnenausbildung: Selbst- und Fremdeinschätzung der Kompetenzentwicklung im österreichischen Basisausbildungsturnus. GMS J Med Educ. 2024;41(4):Doc42.*


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3 Antworten zu „Wie Rotationen Sie zu einem reflektierten Arzt machen: Was die Forschung über selbstgesteuertes Lernen verrät“

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    23. August 2025

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